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Die Verwandlung 

"Ich habe beschlossen, eine Ameise zu werden. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich plötzlich über Nacht eine Ameise werde. Ein Ereignis von vielen war ausschlaggebend. Es dominierte meine Gedanken und längst vergessenes kam wieder zum Vorschein. Am Ende war es ein Zufall, der mich veränderte."

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Während der Pandemie habe ich mich mit dem Thema Psychologie, insbesondere mit Gefühlen wie Angst und Furcht auseinandergesetzt. Und ich habe mich gefragt, wie und warum diese Dinge zustande kommen. Deshalb habe ich mir verschiedene Standpunkte von Wissenschaftlern angeschaut, in denen es um Existenz und Gemüt geht. Der Ameisenbau ist eine Metapher für den Prozess der Erkundung meines Gemütes, meines Bewusstseins und meines Unbewusstseins. Gleichzeitig dient er als visualisierter Schauplatz, der verschiedenen wissenschaftlichen Standpunkte der Wissenschaftler als geteilte Räume veranschaulicht. Der Psychologe Nicholas Humphrey erklärt die Bedeutung der Selbstwahrnehmung für den Menschen. "Um andere zu verstehen und mit ihnen umzugehen, müssen wir ein Bild von uns selbst haben, ein menschliches Wesen, auf das wir leicht zugreifen können. Und es fungiert als Modell für die Bedeutung des Seins einer anderen Person." Dies zeigt, wie ein Mensch mit anderen und der Gesellschaft kooperieren und interagieren sollte. Das Erkennen der Außenwelt ist eine unvermeidliche Aufgabe, der sich der Mensch seit der Geburt konfrontiert. Das Hören auf die innere Stimme wird aber dagegen oft nicht praktiziert. Deshalb ist es, wie Humphrey bereits sagt, wichtig, dass Menschen sich selbst kennenlernen. Nur wenn man sich selbst kennt, kann man die Beziehung zu sich selbst, die Beziehung zu anderen, die Beziehung zum Feind und zur Natur oder zur Umwelt, die uns umgibt, verstehen.

Auch habe ich mich mit dem Altruismus von Ameisengesellschaften befasst. Wenn man untersucht, ob Ameisen aus menschlicher Sicht altruistisch sind, sind sie es nicht. Die Natur ist unendlich grausam und kalt. Ameisen verhalten sich grundsätzlich altruistisch gegenüber ihrer Gruppe. Das Ziel ist es, die Ameisenkolonie auf die effizienteste Weise zu erweitern und zu erhalten, dies geschieht in Zusammenarbeit mit anderen Tieren und Pflanzen. Dieses Verhalten steht im Gegensatz zur andauernden Ausbeutung der Natur, die Menschen betreiben.

In der Tat leben wir in Symbiose miteinander und gleichzeitig stehen wir im Wettbewerb, ohne es zu wissen, seitdem wir nicht als „ich oder wir" definieren konnten. Es ist nicht leicht zu akzeptieren, dass wir aus primitiven Zellen zum „Ich" geworden sind. Als sich Schimpansen und Menschen vor sechs Millionen Jahren, wie Darwin in „Entstehung der Arten” beschreibt, unterschiedliche evolutionäre Wege gingen. In „Was ist Leben?” beschreiben Lin Magoulis und Dorian Sagans das Leben als ein seltenes und neues Produkt von Individuen, dass sich zu einer Symbiose entwickelt. Indem Bakterien sich bewegten, miteinander verbanden, deren Gene austauschten und unter sich Dominanz erlangten, haben diese eng verbündeten Bakterien unzählige Chimären hervorgebracht. Nur ein kleiner Teil von ihnen repräsentiert Menschen.

Laut Magoulis und Sagans wurde die Symbiose auch innerhalb der Zellen, der kleinsten Struktur, die das „Ich" ausmacht, erreicht. Und Symbiose und Koevolution finden sich nicht nur in Zellen, sondern auch in Blumen, Pflanzen, Bäumen und Amöben, überall um uns herum, unabhängig von Größe und Art. Wenn wir genau hinsehen, können wir sagen, dass sich auch die Mikroorganismen in unserem Magen mit uns zusammen entwickelt haben. Dieses Phänomen kann sowohl aus biologischer als auch aus philosophischer Sicht betrachtet werden.

Hegel über die griechische Kultur: „Soeben haben wir die Heterogenität Fremdartigkeit” als ein Element des griechischen Geistes erwähnt. Bekanntlich ist der Beginn mit der Ankunft der Heiden in Griechenland verbunden. „Bei der Ursprünglichkeit der nationalen Einheit ist die Zerteilung überhaupt, die Fremdartigkeit in sich selbst, das Hauptmoment, das zu betrachten ist. Die erste Überwindung derselben macht die erste Periode der griechischen Bildung aus: und nur durch solche Fremdartigkeit und durch solche Überwindung ist der schöne, freie griechische Geist geworden. Über dieses Prinzip müssen wir ein Bewußtsein haben. Es ist eine oberflächliche Torheit, sich vorzustellen, daß ein schönes und wahrhaft freies Leben so aus der einfachen Entwicklung eines in seiner Blutsverwandtschaft und Freundschaft bleibenden Geschlechts hervorgehen könne."

Vielmehr „gewinnt er die Macht, im Geist zu existieren, nur durch die Heterogenität in ihm". Es ist die Schlussfolgerung des Geistes, die Macht, andere Dinge einzuschließen, die Macht, andere Dinge und das Fremde in sich aufzunehmen. Die Heterogenität in sich selbst ist wesentlich und wesentlich für die Bildung des Geistes. Ich frage mich, was „ich" ist und was die Heterogenität in mir ist. Derrida sagt, wenn man bereit ist, Grenzen zu überwinden und Heterogenität zu akzeptieren, anstatt ein vollständiges und geschlossenes Selbst anzustreben, kann man erschüttert und verunsichert werden. Ein solches Leben ist jedoch wie ein lebendiges Gefängnis, wenn die Grenzen trotz dieser Risiken nicht durchbrochen werden, so Derrida über das Konzept der Selbstbeheimatung in seinem Buch „Über die Gastfreundschaft”. Andufurmantel sagt dies im Vorwort zu diesem Buch; „Um den Raum eines bewohnbaren Hauses und eines Zuhauses zu schaffen braucht es auch eine Öffnung, eine Tür und Fenster, muss man dem Fremden einen Durchgang anbieten. Es gibt kein Haus oder Innen ohne Tür oder Fenster. Die Monade des „Bei-sich “ muss gastfreundlich sein, ein „Bei -sich-Zuhause'', das in der Beziehung des Selbst zu sich selbst bewohnbar ist." Man muss gastfreundlich sein, damit das eigene Haus lebenswert ist.

Die Reise, bei der ich eine Ameise werde und ich als Ameise den Ameisenhaufen erforsche, beginnt mit der inneren Erkundung des Einzelnen und weitet sich auf die Beziehung zur Gesellschaft aus. Diese Reise endet mit der Geburt der Symbiose und Mutation. Das ist also eine reale und physische Ansicht meiner Beziehung zu anderen, und von einem philosophischen Standpunkt aus kann man sagen, dass es sich um die Gastfreundschaft oder Abgrenzung handelt, von dem Derrida spricht. Ich und wir verflechten miteinander. Manchmal dringt jeder in das Territorium des anderen ein. Wir helfen uns aber gleichzeitig und bilden einen bestimmten Rhythmus. Wenn man diesen Rhythmus in die Länge zieht, kann man ihn auch als Schöpfung und Veränderung aller Dinge sehen. Deshalb sollten wir darauf achten, ob wir im kollektiven Narzissmus versunken sind, ob wir „diesen langen Fluss verpassen” und uns nur auf die Vorteile und Errungenschaften in einem Augenblick konzentrieren.

von Jung A Lee 

KO-DE Übersetzung von Yunsoo Cho 

Korrektur von Yasmina Detering 


 

 

Nuptial flight

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"Endlich ist der Tag gekommen. Es ist ein warmer Maitag und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Wenn es an einem solchen Tag plötzlich frieren sollte, wäre es so, als ob man vom Blitz getroffen würde. Regen, Kälte und Wind sind tödlich. Wenn die Ameisenflügel von großen Regentropfen getroffen werden, ist es schwierig zu überleben, geschweige denn einen Hochzeitsflug durchzuführen."
                                                                                                                                  - von Ameinsenhaufen

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Solo Austtellung in Weserhalle 

Anthill 

Lee focuses on two central ideas: Firstly the idea of the human mind as a multi-facetted structure, that like an anthill, only reveals a small part of itself to the outside world, but can hold unexpected depths. Secondly visualising the relationship between “the inner and the outer world” how Lee describes it and the anthill as a metaphor for an altruistic society that functions according to Derrida’s idea of absolute hospitality. 

Her exploration of the human mind was inspired by her personal experiences during the pandemic, where she reconnected with her heritage, culture, and Buddhist philosophy of life. She reflected on difficult current topics such as government control and war, along with more personal themes such as the fear of death, hatred, the self, and her position as a foreigner living in Berlin. By facing these concepts, she was able to excavate layers of her subconscious and found a fascination with the intertwined relationship of our mind and reality. 

Lee takes interest in Jacques Derrida’s theory of “absolute hospitality” and the idea of opening the door to welcome an unexpected guest in a situation that might otherwise violate one’s sense of self. She reflects on the idea that everything is related, and if one component ceases to exist, the other will too, which is a fundamental idea of Buddhism called the “dependent arising phenomena”. In the context of the anthill, she observes that this idea also applies to the fluidity of the self, which is not fixed but rather mutable in response to the surrounding environment. 

Creating dreamlike landscapes, Lee references shapes and movements from plants, with inherent abstract qualities. Her visual language hints at fleeting presences of humans, animals, architecture, and landscapes that appear and disappear in a dynamic flow created through her technique and use of colour. She works with crayons and coloured pencils on canvas, which is more immediate and better suited to capturing her dream experiences, and often works on unstretched canvas, suspended like a scroll from the wall. 

Jung A Lee’s Anthill is a profound exploration of the human mind and its relationship with the outer world. Through her work, she shows viewers to contemplate the fluidity of the self and the interconnectedness of all things. 

Ben & Christine

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